Die Automobilindustrie durchläuft auf allen Ebenen (Hersteller, Händler, Nutzer) einen tiefgreifenden Wandel, wenn nicht sogar eine völlige Umwälzung. Diese sich entwickelnde Landschaft erfordert eine größere Flexibilität und Agilität, nicht nur von den Hauptakteuren, sondern auch von Nebenakteuren wie Softwareanbietern. Nextlane hat sich auf diesen Wandel eingestellt, indem es sich auf Plattformisierung und KI konzentriert, um die aktuellen und zukünftigen Anforderungen des Marktes zu erfüllen. In einem Interview gibt Jean-Louis Baffier, Chief Revenue Officer bei Nextlane, einen Einblick in die Vision des Unternehmens.
Nextlane entwickelt Softwarelösungen ausschließlich für den Automobilsektor: Automobilhersteller, Vertriebspartner (Händler, Agenten) und Erstausrüster. Mit über 700 Mitarbeitern ist Nextlane in 11 europäischen Ländern tätig und arbeitet mit allen OEMs weltweit zusammen.
Wir sind Marktführer in Frankreich, der Schweiz, Spanien, Portugal, Dänemark und Schweden und gehören zu den Top 3 in Deutschland, Österreich und den Benelux-Ländern. Unser Portfolio umfasst inzwischen über 10.000 aktive Kunden.
Die Veränderungen sind tiefgreifend und wirken sich stark auf unsere Kunden aus. An erster Stelle steht die Verlagerung zur Elektrifizierung: Neben dem Markteintritt neuer Hersteller wirkt sich der Aufstieg der Elektrofahrzeuge aufgrund des geringeren Wartungsbedarfs direkt auf den Kundendienst und die Einnahmen aus. Ebenso könnten ADAS (Advanced Driver Assistance Systems) die Zahl der Kollisionen um 15 % senken, was sich auf den entsprechenden Umsatz auswirkt.
Generell erlebt der Markt auch organisatorische Veränderungen: Online-Verkauf und Omnichannel-Erfahrungen (die eine bessere Nutzung von Kundendaten erfordern), Fahrzeug-Abonnementmodelle gewinnen an Bedeutung, die Fahrzeugpreise steigen und die Hersteller wechseln vom Händlermodell zum Agentenmodell.
Die Verlagerung zum Agentenmodell wird durch die Digitalisierung vorangetrieben. Heutzutage beginnt fast jede Aktivität online. Das gilt auch für den Kauf, das Leasing, die Wartung oder die Reparatur eines Fahrzeugs. Die OEMs haben das verstanden und wollen ihren Kunden ein nahtloses Nutzererlebnis über alle Kontaktpunkte hinweg bieten. Dies ist im Rahmen des Agenturmodells leichter zu bewerkstelligen. Und mit der Harmonisierung des Kundenerlebnisses meine ich natürlich auch die Vereinheitlichung der Rabattsätze und damit die Optimierung der finanziellen Ergebnisse.
Für die OEMs ist dies eine echte Revolution: der Wechsel von einem fahrzeugzentrierten zu einem kundenzentrierten Modell. Auch die Händler sehen sich mit einem radikalen kulturellen Wandel konfrontiert, bei dem sich der Mehrwert auf Beratung, Vorbereitung und Lieferung verlagert, anstatt sich fast ausschließlich auf den Verkauf als solchen zu konzentrieren.
Vor allem bringt es ein neues wirtschaftliches Gleichgewicht zwischen ihren Neuwagen- (NV), Gebrauchtwagen- (UV) und After-Sales-Aktivitäten.
Die Digitalisierung und das Streben nach einem einheitlichen Kundenerlebnis erfordern ein zentralisiertes Datenmanagement. Um die neuen Kundenerwartungen zu erfüllen – wie etwa Informationen online einzuholen, eine Probefahrt im Autohaus zu machen und den Kauf mit anschließender Lieferung in einer anderen Filiale abzuschließen – müssen Hersteller und Händler ihre Informationen in Echtzeit austauschen können.
Konkret bedeutet dies, dass ihre jeweiligen Software-Tools nahtlos miteinander kommunizieren und Daten austauschen müssen. Ähnlich wie in der Logistikbranche, wo die komplexe Wertschöpfungskette schon lange einen Ökosystem-Ansatz für die IT erfordert, benötigt die Automobilindustrie offene Tools und zuverlässige Schnittstellen für den Datenaustausch.
Dies gilt auf allen Ebenen: intern in den Autohäusern für Kernsysteme wie DMS, CRM und Buchhaltung, über intelligente APIs mit Drittanbieterlösungen und – besonders wichtig – mit den Herstellern. Dies gewinnt zusätzlich an Bedeutung, da sich viele Händler angesichts der Marktentwicklung zunehmend für einen Mehrmarkenansatz entscheiden. Dabei müssen sie die Verbindungen zu jedem Hersteller (OEM) flexibel und zuverlässig verwalten: Garantiesysteme, Ersatzteilsysteme und mehr.
Unsere Plattform verkörpert technisch einen Ökosystemansatz. Die Nextlane-Automobilplattform ist vollständig Cloud-basiert, sicher und offen. Sie integriert und verbindet alle Lösungen entlang der automobilen Wertschöpfungskette – DMS, CRM, Buchhaltungstools und mehr.
Darüber hinaus ermöglichen offene APIs die Verbindung mit Drittanbieterlösungen, die im Alltag der Vertriebsakteure nützlich sind, sowie mit BI- oder Kollaborationstools wie WhatsApp. Auch direkte Verbindungen zu OEM-Systemen (OEM-Schnittstellenschicht) sind verfügbar.
Dieser plattformbasierte Ansatz erlaubt es uns, der Automobilindustrie eine Reihe von Funktionen anzubieten, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Unternehmens zugeschnitten werden können. Dies schließt die Integration von Drittanbieterlösungen ein, unabhängig davon, ob diese bereits im Einsatz sind oder neu eingeführt werden. Unser Ansatz ermöglicht auch eine schrittweise Migration und erhebliche Effizienzsteigerungen, weg von traditionellen IT-Projektansätzen. Im Grunde handelt es sich um einen “LEGO®”-Ansatz – anpassbar und offen.
Auf jeden Fall! Je mehr native Konnektoren wir anbieten, desto einfacher wird es für unsere Kunden, Lösungen zu integrieren oder einzusetzen, die direkt mit ihrer globalen Plattform verbunden sind. Das gilt nicht nur in funktionaler Hinsicht, sondern auch aus Wettbewerbsgründen. Wir entwickeln sogar Konnektoren mit einigen unserer Konkurrenten, die es unseren Kunden ermöglichen, die Nextlane-Plattform in bestimmten Regionen einzusetzen und gleichzeitig bestehende DMS an bestimmten Standorten beizubehalten, ohne den Datenfluss zu unterbrechen.
Für uns ist das ein pragmatischer Ansatz. Natürlich können wir in bestimmten Bereichen Konkurrenten sein, aber wir können auch wertvolle Geschäftspartner bei spezifischen Projekten sein. Unser Hauptziel ist es, die Software-Erfahrung unserer Kunden in einem bereits komplexen und volatilen Markt zu vereinfachen.
Das ist natürlich ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Und im Automobilvertrieb sind die möglichen Anwendungsfälle besonders vielfältig: von der Erkennung und Schätzung von Schäden bei Inzahlungnahmen bis zur Automatisierung der Qualität von Werbefotos, um nur einige zu nennen. Wir haben bereits rund 30 Tools, zum Teil KI-basiert, in die Nextlane-Plattform integriert.
Das Ergebnis sind erhebliche Produktivitätssteigerungen, erhöhte Effizienz und ein verbessertes Markenimage für unsere Kunden. Wir stehen jedoch erst am Anfang der KI, und in den kommenden Jahren werden wahrscheinlich noch viele weitere Anwendungsfälle hinzukommen.
Nextlane ist das führende Automotive Business Ecosystem in Europa, sicher, offen und intelligent. Entdecken Sie, wie wir Ihr Unternehmen mit innovativen Lösungen unterstützen können.